Miete verweigern Kündigung ins Klo

Unbenannt

„Alle müssen doch Miete zahlen!“ – Oder?

In Sätzen wie diesem wird uns häufig die scheinbare Unmöglichkeit unserer Forderung nach Mietfreiheit nahe gelegt. Wir stellen zunächst das Argument in Frage, dass etwas, das alle tun, auch weiterhin getan werden muss. „Weil das schon immer so war“?! Tatsächlich hat niemand von uns sich dafür entschieden, dass Miete gezahlt werden muss. „Du etwa?“ Dass trotzdem fast alle Menschen monatlich einen Großteil ihres Geldes für Miete ausgeben (wenn sie nicht selbst Privateigentum besitzen) und dies als „normal“ ansehen, zeigt nur, wie sehr wir uns bereits mit der kapitalistischen Grundidee abgefunden haben. Dazu kommt, dass in den wenigsten Fällen Transparenz darüber vorhanden ist, wofür die Miete eigentlich aufgewendet wird. In vielen Fällen trägt sie schlichtweg zur Bereicherung von Privatbesitzer_innen bei.

This is what capitalism looks like oder was passiert in der Stadt?!

Und was bedeutet eigentlich Privateigentum?

Privateigentum heißt, dass z.B. Häuser oder Flächen einzelnen Personen gehören. Durch dieses Besitzverhältnis ist es den Besitzer_innen vorbehalten, darüber zu entscheiden, wer, wann, wo und zu welchen Konditionen den Besitz nutzen darf. Das heißt auch, dass anderen Menschen unter Umständen der Zugang dazu verwehrt wird; z.B. weil sie nicht zahlungskräftig sind.

Wir stellen diese Besitztümer, die so deutlich zeigen, wie sehr die kapitalistischen Grundpfeiler in unsere Lebensräume eingreifen, in Frage.

Allein in Sachsen gab es 2011 3.428 Zwangsräumungen. Die Tendenz ist steigend. Es scheint also so, dass immer mehr Menschen ihren Wohnraum nicht mehr zahlen können oder wollen. Die aktuelle Stadtentwicklung trägt sicherlich dazu bei. Immer mehr Stadtteile werden durch Luxussanierungen und Eigentumswohnungen „aufgewertet“. Menschen mit geringerem oder keinem Einkommen werden dadurch verdrängt. Stadtplaner_innen geben vor, Leipzig als eine Stadt gestalten zu wollen, in der für verschiedene Lebenskonzepte Platz ist. Faktisch zeigt sich aber, dass die neoliberale Stadtpolitik, die (nicht nur) hier betrieben wird, auf ökonomische Interessen statt auf menschennahe Stadtgestaltung setzt. So wird Wohnraum zur Ware; mit Lebensräumen werden Spekulationen betrieben und wer nicht zahlungskräftig ist, muss eben ausziehen. Wir wollen uns damit nicht abfinden und fordern Lebensraum für alle, wie und wo auch immer und zwar umsonst!

„Andere Menschen gehen für ihr Geld arbeiten“

ist ein Vorwurf, mit dem wir häufig konfrontiert sind. Zum einen halten wir es für anmaßend aus der Forderung der Mietfreiheit oder z.B. aus einer Entscheidung für kollektivere Wohnformen zu schließen, dass wir allesamt nicht arbeiten. In diesem Zusammenhang muss sich gefragt werden, was eigentlich Arbeit bedeutet. Warum ist z.B. Lohnarbeit „mehr wert“ als die unentgeltliche Arbeit in unkommerziellen, für alle Menschen (unabhängig von z.B. Geschelcht, Herkunft oder sozialem Status) zugänglichen Projekten? Warum wird unser Wert als Person an Lohnarbeit, der wir nachgehen (oder eben nicht), festgemacht? Warum müssen wir uns in hierarchische Arbeitsverhältnisse unterordnen? In denen wir Leistungsdruck und Konkurrenz ausgesetzt sind und das ganze Jahr lang unseren 24 Urlaubstagen entgegen fiebern?

Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass der Zwang Miete zahlen zu müssen, Menschen in der Lohnabhängigkeit hält. Denn der Verlust des Arbeitsplatzes geht nicht selten mit dem Verlust des Wohnraums einher. Dies führt dazu, dass sich viele Menschen in unwürdigen und keinesfalls zufriedenstellenden Arbeitsverhältnissen gefangen sehen, aus denen kein Ausweg möglich scheint.

Dazu kommt, dass viele Menschen durch den Lohnarbeits-Zwang die Energie verlieren, sich an sonstigen unkommerziellen, kulturellen, politischen o.ä. Projekten zu beteiligen. „Stell dir vor du müsstest dich nicht dem allgegenwärtigen Zwang der Lohnarbeiten hingeben, was könntest du dir vorstellen stattdessen zu tun!?“

Wir fordern ein selbstbestimmtes Leben, in dem sich an den Menschen selbst und nicht an ihrem Einkommen, ihrem beruflichen Status, ihrem lückenlosen Lebenslauf oder ihrem Besitz orientiert wird. Wir wollen versuchen, uns damit weit frei zu machen von Leistungsgesellschaft und Konsumorientierung. Wir versuchen dies beispielsweise, in dem wir mehr und mehr an eigener Energieversorgung z.B. durch Solarenergie oder Windkraft arbeiten. Auch ist uns der Versuch, uns von der immer mehr vorherrschenden Wegwerfgesellschaft abzuwenden, wichtig. So versuchen wir, Dinge zu nutzen, die sonst weggeworfen würden, was auch Lebensmittel und Kleidung einschließt. Und vor allem wollen wir offene, unkommerzielle Räume schaffen, die von allen Menschen genutzt werden können; unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Bildungsgrad oder sozialem Status.

Offene Werkstätten, Bibliotheken, Umsonstläden, Essen für alle usw. sind Beispiele dafür.

So wollen wir Orte schaffen, die mehr sind als „schöner Wohnen“. Statt dessen sollen offene Räume geschaffen werden, in denen sich Menschen treffen können. In denen Wissensaustausch stattfinden kann ohne dass für einen Kurs bezahlt werden muss oder sich in ein hierarchisches Ausbildungsverhältnis begeben werden muss. In denen sich Menschen wohl fühlen können. Außerdem sollen diese Orte Schutz vor Herrschaftsmechanismen wie beispielsweise Sexismus und Rassismus bieten.

Wir wollen die Ressourcen, die wir haben, in dauerhaft offene und unkommerzielle Räume sowie in ein gutes Leben für alle investieren. Daher fordern wir Mietfreiheit!

Kollektive Mietverweigerung!

Kündigungen ins Klo – Besetzungen IMMER, sowieso!

Die Stadt gehört allen!

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Eine Antwort zu Miete verweigern Kündigung ins Klo

  1. icke sagt:

    Angenommen, ich tu es und werde logischerweise irgendwann zwangsgeräumt. Mal von den Schulden und der folgenden Privatinsolvenz abgesehen, die mich dazu bringen, mein Geld nicht mehr wie vorher in Projekte investieren zu können, sondern dem Staat geben zu müssen.
    Welches Kollektiv ist dieses Mietverweigerungskollektiv denn und wie kann ich einigermaßen sichergehen, dass es mich davor bewahrt, auf der Straße oder im Bauwagen zu landen???

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