„Die unerträgliche Lächerlichkeit einer Übergangslösung“

jetzewagenplätzevorn

Ein offener Brief der Wagenbewohner_Innen am Karl-Heine-Kanal

 

Sehr geehrte Mitarbeiter_Innen der Stadtverwaltungen,

 

Leipzig ist eine moderne Großstadt in der Menschen mit vielen verschiedenen Lebens­konzepten ihren Platz haben sollten. Allerdings nehmen Formen der konsumorientierten und hierarchischen Leistungsgesellschaft immer mehr Raum ein und verdrängen dadurch experimentelle Kollektivwohnformen und solidarisches Engagement. Zudem versuchen Markt und Politik bewaffnet mit Verwertungslogik alternative Ideen als Träumereien abzuwerten. Stattdessen wächst die Zahl der Menschen die solidarische Wohnformen anstreben immer weiter. Auch das Wagenleben gewinnt stetig an Zulauf, so wird es auch bei uns eng.

Aktueller Stand 29.Januar 2013

Seit dem 09.11.2012 stehen wir jetzt auf dem schmalen Streifen zwischen Jahr­tau­send­feld und Karl-Heine-Kanal. Diese Fläche wurde uns von ihnen als Über­gangs­lösung für die Zeit der Verhandlungen um eine Fläche für einen Wagenplatz zugewiesen. Diese versprochenen Verhandlungen fanden in den letzten Wochen aber nicht statt.

Zuerst verwiesen ihre Mitarbeiter auf überfüllte Terminkalender der zuständigen Bürgermeister_Innen, nun ist die Position unserer Wägen das Problem. Mehrmals versuchten wir unsere Wägen neu auszurichten. Die nicht gekennzeichnete Grundstückgrenze zum Jahrtausendfeld wird jetzt nur noch von zwei Wägen um jeweils nicht mehr als 4m überschritten. Diese Bemühungen sorgten leider auch nicht für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen.

Wir stehen dicht gedrängt auf einem etwa 10m breiten Streifen am Rande des Jahrtausendfeldes, einer 30.000 qm großen Freifläche. Diese liegt seit vielen Jahren brach und in näherer Zukunft ist auch keine dauerhafte Bebauung vor­ge­sehen. Stattdessen wird eine Künstlergruppe anlässlich des Jahrestags der Völ­ker­schlacht ein Feldlager auf dem Gelände inszenieren. Die Künstler_Innen werden dieses Camp ihrerseits mit Bau- und Zirkuswägen durchführen, und stören sich nicht an der Position unserer Wägen.

Aber vor allem ist uns nicht an einer Dauernutzung dieses schmalen Streifens gelegen. Daher empfinden wir die mangelnde Kooperation aufgrund der Grenz­über­schrei­tung als unnötige Verzögerung.

Wir fühlen uns von ihnen hingehalten und nicht ernst genommen. Wir fordern die Wiederaufnahme der in Aussicht gestellten Verhandlungen um eine Wagenplatz-Fläche mit Zukunft. Dies ist auch angesichts der teils perspektiv­losen Situation anderer Leipziger Wagenplätze anzustreben.

Unsere Vorstellungen einer Wagenplatzfläche:

  • Um das Projekt nachhaltig gestalten zu können, streben wir eine Mindestnutzungsdauer von 10 Jahren an.

  • Die Größe der Fläche sollte mindestens 3000qm betragen.

  • Die Fläche sollte nicht am äußeren Rand von Leipzig liegen. Da auch wir ein Recht auf Leben in der Stadt einfordern.

  • Da wir unsere Arbeit auf dem Wagenplatz ehrenamtlich und unkommerziell betreiben, wollen wir die Fläche mietfrei nutzen. .

  • Wenn es um eine konkrete Fläche geht, würden wir über die anfallenden Nebenkosten gern in einem persönlichen Gespräch sprechen.

Wir fordern Toleranz für unsere Lebens­konzepte und wollen unsere Stadt mitgestalten. Wir wollen ein expe­ri­men­tel­les, eigenständiges, Ressourcen schonendes und nachhaltiges Wohnen. Wir wollen politische und sozio-kulturelle Impulse durch beispielsweise verschiedene Werkstätten, Diskussionsrunden oder Nachbarschaftsgärten geben. Wir wollen uns von staatlichen und wirtschaftlichen Zwängen abgrenzen und von Konsumfetischismus loslösen. Wir wollen ein Ende der Diskus­sion um wenige Meter und fordern den versprochenen Dialog um eine geeignete Fläche.

Die Stadt sind wir alle.

Freundlichst

jetze Wagenplätze (jetzewagenplaetze@gmx.de)

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Es ist kalt geworden

Foto 07.12.2012

Die versprochenen Verhandlungen sind eingefroren.

Alle Gesprächstermine wurden bis jetze kurzfristig abgesagt

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Hey, Hallo, hier kommt endlich mal ein Update der Ereignisse

Am Montag, 5.11., kamen gegen Mittag erstmalig Ordnungsamt und Polizei vorbei und forderten eine Erklärung, eine verantwortliche Person sowie die Aufhebung der „Störung der öffentlichen Ordnung“. Wir ließen uns auf keine der Forderungen ein, forderten dem entgegen Gespräche mit der Stadt. Nach langem Hin und Her wurde uns schließlich eine 48-stündige Duldung bis Mittwoch, 7.11., 16 Uhr erteilt. Kurz vor Ablauf der Duldungsfrist rief der Chef des Ordnungsamtes an und teilte uns die Aufhebung der bevorstehenden Räumung mit. Des Weiteren erklärte er, er wolle uns am nächsten Tag mit einer Person des Liegenschaftsamtes aufsuchen und uns eine mögliche Fläche zur Zwischennutzung bis zu weiteren Verhandlungen mit der Stadt unterbreiten. Tatsächlich traf er gemeinsam mit einem Vertreter des Liegenschaftsamtes am Donnerstag, 8.11., gegen Abend bei uns ein und verwies uns auf einen Streifen am Rande des Jahrtausendfeldes in Plagwitz(große Freifläche mitten im Kiez für die schon seit ewig Bebauungspläne existieren). Für uns ist diese Lösung keinesfalls optimal. Der Streifen ist für uns deutlich zu klein und zum Rangieren zu schmal. Zudem blockieren wir nun den Durchgang am Karl-Heine-Kanal, der zwar von Seiten der Stadt nicht als öffentlicher Weg bezeichnet wird, aber ja doch als solcher genutzt wurde.

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Am 9.11.2012 sind wir dann auf den schmalen Streifen umgezogen. Unter anderem auch um unsere Verhandlungsbereitschaft zu zeigen und der Repression einer Räumung vorerst zu entgehen. Am Samstag 10.11.2012 gab es dann eine aus unserer Sicht erfolgreiche solidaritäts Lasterparade mit Unterstützer_innen nicht nur von den anderen Wagenplätzen in Leipzig.


Im Laufe der letzten Woche sind dann noch einige Wägen auf das Jahrtausenfeld umgezogen. Wir freuen uns auch weiterhin über Unterstützer_innen. Es gibt auch noch Pennplätze in vorhandenen Wägen.

Am 15.11.2012 waren ein Herr vom Liegenschaftsamt bei uns am Jahrtausendfeld und hat uns einen Entwurf für einen Überlassungsvertrag für den 10m breiten Streifen direkt am Kanal vorgelegt. Den sind wir zusammen mit einem Anwalt durchgegangen und haben am 19.11.2012 unsere Anmerkungen/Veränderungsvorschläge zurück gesendet. Denn den ein oder anderen Punkt wollen wir so nicht akzeptieren. Da gibt es bis jetzt noch keine Rückmeldung.

Für die KW49 wurde uns der von uns geforderte Gesprächstermin mit mehreren Leuten vom Liegenschaftsamt angekündigt. Dort soll dann über einen neuen Platz geredet werden. Das ist aus der Sicht des Liegenschaftsamtes, der von uns während der Besetzung geforderte, runde Tisch. Wir sind gespannt wie engagiert die Menschen vom Liegenschaftsamt in diesen Gespräch sein werden.

Ansonsten geht es uns gut auf unserer Übergangsfläche. Wir arbeiten weiter an unserer Infrastruktur (nächste Woche haben wir dann auch Strom ;-). Bis auf die wiederholte Zerstörung einer unserer Infowände haben sich Passant_innen und Nachbar_innen noch nicht arg über uns beschwert. Wir werden auch weiterhin den Weg, den viele als Abkürzung nutzen, passierbar lassen um die Anwohner_innen nicht unnütz gegen uns aufzubringen. Die Bullen stressen in der letzten Zeit aber mit Personenkontrollen vermehrt hier im Kiez rum. Ob das was mit uns zu tun hat ist unklar.

Ihr könnt gerne jeder Zeit vorbeikommen, zum Beispiel an einem Sonntag, denn da machen wir jetzt immer Brunch ab 11:00 Uhr. Ansonsten halten wir euch weiterhin auf dem Laufenden.

Vielen Dank noch mal an alle und einen Gruß vom Jahrtausendfeld

jetze Wagenplätze

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lvz-online Umzugsfilm

eigentlich ja keine Fremdpresse hier rein,

aber ich hab mal den LVZ-online Umzugsfilm reingestellt

Wagenplatz Leipzig – Ein Dorf zieht um

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Ab jetze jeden Sonntag Brunch

brunch poster wagenplatz 3.nov

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DCF 1.0

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BESETZT!

                                                                                                                                                02.11.12

Wir sind eine selbstverwaltete Gruppe von Menschen, die auf die Situation der Wagenbewohner_innen hier und überall aufmerksam machen. Unsere Bemühungen eine Freifläche für unseren Wagenplatz zu finden, wurden vom Liegenschafts- und Grünflächenamt zurückgewiesen. Deshalb sind wir mit unseren Wägen auf den Radweg zwischen Gießerstraße und Naumburgerstraße in Plagwitz umgezogen.

Wir sehen es als wichtig an einen unabhängigen Raum für die Entfaltung von Menschen nach ihren Möglichkeiten zu schaffen und Lebenskonzepte fernab von Geschlechter-, National- und Religionszugehörigkeit sowie finanziellen Mitteln zu diskutieren. Wir wollen Menschen die Gelegenheit geben, sich aktiv mit ihren Ideen abseits von Verwertungslogik, Konsumfetischismus und staatlicher Kontrolle zu beschäftigen, sich kreativ statt passiv an der Gestaltung unserer Stadt zu beteiligen. Wir wollen nicht dabei zusehen wie aus Leipzig eine von Supermärkten, Einkaufszentren und unerschwinglichen, vermeintlich modernen Mietshäuserkomplexen dominierte Stadt wird.

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Von dem momentanen Gentrifizierungsschub in Leipzig sind nicht nur Wagenbewohner_innen betroffen. Das besetzte Gelände soll deshalb eine Plattform für alle bieten, um sich mit den Themen Verdrängung und Aufwertung auseinanderzusetzen. Hierzu sind alle Betroffenen und Interessierte herzlich eingeladen!

Gärten und Werkstätten, öffentliche Gemeinschaftsküchen und Sauna bieten Platz für politische Initiativen und Kultur und sind nur einige Beispiele für Alternativen, die es möglich machen kreative Ideen selbst umzusetzen. Auf dem besetzten Gelände findet ihr in diesem Sinne eine Workshopwand, die zu verschiedenen kostenlosen Aktivitäten einlädt. Es gibt jeden Abend veganes „Essen für alle“ (ca. 20:00) und Sauna. Wir freuen uns jederzeit über Leute, die Lust haben, sich zu beteiligen; Musik zu machen, zu kochen, einen Workshop anzubieten o.ä.. Feel yourself invited!

Die bisherigen Gelände, die zum Wagenleben zur Verfügung stehen, sind sehr begrenzt und werden zunehmend eingeengt. Durch aufgezwungene und leicht aufzulösende Mietverträge wird es immer schwieriger einen Ort zur Realisierung unserer Lebensentwürfe zu schaffen. Wir fordern zudem ein Recht auf Stadt. Das heißt, dass wir eine Fläche am Stadtrand nicht akzeptieren können.

Wir wollen nicht nur davon träumen, Projekte selbst auf die Beine zu stellen, selbstbestimmt zu arbeiten und uns zu organisieren, zu tanzen, sich gegenseitig zu helfen und zu diskutieren.


Sollte es trotz der friedlichen Haltung unsererseits zu einer Eskalation seitens der Politik kommen, werden wir Mittel und Wege finden, angemessen darauf zu reagieren. Haltet Augen und Ohren offen!

Wir freuen uns auf Interessierte und Nachbar_innen, Mitbesetzer_innen und Saunagänger_innen. Kommt vorbei – mit oder ohne Wägen; es gibt Stell- und Schlafplätze für alle!

Squat the world.

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