Artikel Vogelfrai

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Tag ein und aus, der weite Blick übers Feld, inmitten Leipzig Plagwitzs, dahinten die Häuser-Skyline, davor tront das Kompostklo. Meine Nachbarn in bereifter zweiter Reihe, mit Blick auf den Kanal und deluxe Wohnräume.  So sitzen wir seit 3 Monaten auf einem schmalen Flur, von der Stadt als Warteabteil an uns vermacht.

Geschlüpft aus herbstlich rumpelnden Winden, besetzten jetze wagenplätze eine Woche den kiezinternen Radweg. Bestückt mit Sauna, Vokü, Nähsalon und Feuertonne, beschäftigt ums Buhlen von Freund und Verbündeten für Freiräume und Träume.
Nach 4 Tagen erstmals Beuniformte, die Notitz davon nahmen.
Dort bleiben ginge nicht, doch am Jahrtausendfeld ist Land und Platz in Sicht.
So wanderten wir, ein paar Straßen weiter, um etliche Ecken und platzierten uns auf dem neuen Flecken.

Die Stadt, kooperativ dabei, sagt sie duldet unser Wohnen dort bis Mai.
Zeit bis dahin, um über einen langlebigen Platz zu beratschlagen.
Doch nicht Köpfe, sondern Ofenrohre qualmten, es ward kalt und mehr und mehr Wägen kuschelten sich in die Warteschlange.
Vernünftige Verhandlungen nicht vorgesehen, solange wir über dem 10meter Nutzraum stehen. Behörden patrolieren, Wägen plenieren.

Anfang Februar entfaltet sich unser wartendes Ärgernis in einem offenen Brief  über die „Unerträgliche Lächerlichkeit einer Übergangslösung“.
Kurz darauf rollt die vier-und 2-Rad-Kolonne zum Marktplatz, wir geben kund übers Wagenleben und fordern mehr Platz für Plätze.
Hah! – erhörter Aktivismus, plötzlich gibt es einen behördlich Beauftragten für Leipzigs Wagenplätze und ein Termin soll folgen zur Schau potentieller Plätze.
Gespannt forcieren wir ein Weiterrollen unseres Platzstrebens mit zentralem, mietfreiem, 3000qm und 10-Jahre-mindestens-Rahmen.

Seit jetze wagenplätze ist das ansässige Wagenvolk in regerem Austausch und trifft sich monatlich zum vernetzt plenieren.
Auch einige vorher behauste Menschen sind jetze zum bereiften Kämmerlein konvertiert und erweitern die Präsens des hiesigen Aktion-wohn-Leben-tun.

Sollte sich die Stadt nicht mal eben von ihren 4 Buchstaben erheben und die Platzsuche mit äußerster Priorität anstreben, rollts hier rund und tönt aufmuckend aus‘m Mund: keine Frage, Wagentage – kommt zahlreich und geballt, aus Großstadt oder Wald, mit Karre oder Kahn, Leinen los und hergefahrn!

Aktuelles Geschehen, virtuell vertippt auf  http://jetzewagenplaetze.noblogs.org/
oder vor Ort und farbig, zum Beispiel zum Brunch, immer wieder Sonntags.

auf die Plätze, fertig-
Wagenplätze

-frauw van feld

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